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Tobermory Vintage 1995

Tobermory Vintage 1995

Zur Burns Night hatten wir uns schon ein paar Tage vor dem eigentlichen Termin getroffen. Mit echtem Haggis direkt aus Edinburgh und vielen guten Whiskies ließ sich ein genialer Abend leicht verbringen. Schwieriger war es schon, all die guten Whiskies mit der angemessenen Ruhe und Zeit zu genießen. Zumindest für den Tobermory Vintage 1995 von Whic konnte ich das aber nachholen - immerhin hatte ich ihn selbst mitgebracht. Dem Eintrag im Newsletter hatte ich einfach nicht widerstehen können.

Der Tobermory wurde am 18.07.1995 destilliert und am 17.08.2015 abgefüllt. Die gut 20 Jahre dazwischen hat er in Hogshead 1241 verbracht, vermutlich auf dem schottischen Festland, weil Tobermory sein Warehouse während einer der Ruhephasen der Destillerie verkauft hat und nun unter erheblichem Platzmangel für seine Fässer leidet. Viel ist übrigens nicht aus dem Fass herausgekommen: es wurden gerade einmal 132 Flaschen abgefüllt, die dafür mit 54,8% eine immer noch ordentliche Fassstärke haben. Kühlgefiltert oder gefärbt wurde der Whisky (natürlich, kann man sagen) übrigens nicht.

Colour: M7 (Safran)

Nose: Im ersten Moment schön kraftvoll. Dann Aromen von frischen Nüsse, Rosinen, Alkohol, Holz, Vanille, Kakao, Honig und aromatisiertem Tee. Eine ganz schön große Vielfalt an Aromen, die ich sonst eher selten finde.

Taste: Auch auf der Zunge ist der Whisky kraftvoll, aber auch süß. Ich schmecke frische Nüsse (Haselnüsse?), Rosinen, getrocknete Früchte und Holz. Im Vergleich zur Geruchsvielfalt ist da doch einiges abhanden gekommen. Der Gesamteindruck ist aber dennoch reichhaltig, kräftig und wunderschön ausgeglichen.

Finish: Das Finish ist lang und warm, fast als hätte man noch den Whisky selbst im Mund und nicht nur seinen Nachhhall.

Bei diesem Whisky schmeckt man schön das Alter. Am deutlichsten wird das am Geschmack des Holzes, das deutlich weich schmeckt, im Gegensatz zu frischen, bissigen Holznoten in jüngeren Whiskies.

Wertung:

Zur Destillerie gehts hier: Tobermory

Cadenheads Islay Blended Malt

Cadenheads Islay Blended Malt

Cadenheads ist einer der größten unabhängigen Abfüller. Der Shop in Köln vertreibt zwar auch viele Destillerieprodukte, aber der Schwerpunkt liegt wohl auf den eigenen Abfüllungen. Den Eindruck hatte ich jedenfalls, als ich letzten Sommer dort vorbeischaute: eine ganze Wand des Ladengeschäfts war bis unter die Decke ausschließlich den typischen Cadenheads-Flaschen vorbehalten: gedrungene, quadratische Form, verpackt in Pappschachteln, die die Frontseite der Flaschenfront freilassen.

Aber Cadenheads hat noch mehr zu bieten. In einer Ecke des Ladens standen ein paar Fässer, und daneben leere Flaschen verschiedener Größe. Hier konnte man selbst abfüllen. Und eines der Fässer, auf dem etwas von Islay Blended Malt stand, fand ich interessant genug, um einen Versuch zu wagen. Der freundliche Verkäufer erklärte mir, dass es sich um einen Blend handele, der von Cadenheads (also dem Mutterhaus in Schottland) aus vier verschiedenen Islay-Malts selbst hergestellt wird. Die genaue Zusammensetzung ist offiziell nicht bekannt, aber den einen oder anderen Hinweis können die Verkäufer wohl unter der Hand bekommen, wenn mal jemand aus Schottland da ist. Ich habe vergessen, was man mir in Köln erzählt hat. Mein Tipp (dem eine Mischung aus den Geschmacksnoten und Spekulationen der Art "Wer käme denn preislich in Frage?" zugrunde liegt): Ardbeg, Laphroaig, Caol Ila und Bowmore. Warum das zumindest an den Geschmacksnoten nur schwer auszumachen ist dazu komme ich am Ende des Artikels.

Jedenfalls verließ ich den Laden mit einer Flasche aus diesem Fass, das mit 57,8% auch nicht zu den Leichtgewichten zählt. Eine Altersangabe gibt es bei so einem Tropfen natürlich nicht. Neulich nun hatte ich ihn im Glas und ein Tastingsheet vor mir.

Colour: M1 (Pastellgold)

Nose: In der Nase ist der Whisky schon recht kraftvoll, was bei der Stärke ja auch nicht wirklich verwunderlich ist. Er ist allerdings nur leicht rauchig, deutlich weniger als erwartet. Ich rieche außerdem geröstetes Getreide, Birne, Holz und Harz. Außerdem riecht er ganz leicht medizinisch.

Taste: Wasser scheint der Blend nicht zu brauchen, auch unverdünnt schmeckt er eher weich. Was nicht heißt, dass er nicht kraftvoll und rauchig wäre. Aber auch süße und fruchtige Noten sind da: Birne, Beeren, und irgendwo etwas von Veilchen. Insgesamt fand ich den Whisky recht einfach gestrickt, wenn auch angenehm robust und kräftig.

Finish: Das Finish ist lang und warm. Das hatte ich nach dem zuvor Gesagten gar nicht erwartet, aber ich habe es als angenehme Überraschung verbucht.

Am Ende hinterlässt der Islay Blended Malt einen zwiespältigen Eindruck. Er hat mir schon gut geschmeckt, aber es ist nur wenig von den "Zutaten" herauszuschmecken. Vielleicht ist das im Sinne einer Gesamtkomposition sogar beabsichtigt, aber ich hätte mir bei den großen Namen (und dabei ist es völlig irrelevant, ob ich richtig getippt habe) schon etwas mehr Eigenständigkeit der Komponenten erhofft. Vielleicht stammt der leicht medizinische Geruch von Laphroaig (wenn er denn drin ist), aber andere "alte Bekannte" habe ich in der Nase und auf der Zunge nicht wiedergefunden.

Nichtsdestotrotz ist er kein "Regalhüter" in meiner Sammlung.

Wertung:

Zum Abfüller gehts hier: Cadenheads

Caol Ila Distillers Edition 2014

Caol Ila Distillers Edition 2014

Caol Ila hat irgendwie immer einen etwas zweifelhaften Ruf unter den Destillerien auf Islay. Oft wird sie als "die Whiskyfabrik" bezeichnet, weil sie viel Whisky produziert, von dem ein großer Anteil in Blends des Eigentümers Diageo fließt (Kapazität: 6,5 Mio. Liter Alkohol. Verkauf: 600.000 Flaschen Single Malt 2014). Auch sind die Gebäude der Destillerie auf den ersten Blick sichtbar recht groß, und die mehrstöckigen und quaderförmigen Lagerhäuser wirken tatsächlich wie zu einem Großbetrieb gehörig.

Dennoch gibt die Destillerie eigentlich ein recht hübsches Bild ab. Zumindest bei dem Traumwetter, das wir bei unserem Besuch hatten, waren die Destillerie und natürlich auch das Panorama hinüber zu den Paps of Jura ausgesprochen ansehnlich, wie man in der Gallerie am Ende des Artikels sehen kann. (Und wenn das Wetter schön genug ist, dann fühlen sich dort offensichtlich auch andere Tiere als Whiskyliebhaber durchaus wohl.)

Was hat es aber jetzt mit dem Whisky auf sich? Dass die Brennblasen auch Whisky für andere Zwecke als die Verwöhnung des Connoisseurs produzieren, muss sich ja nicht auf den Single Malt auswirken. Warum also nicht unvoreingenommen probieren und den Whisky selbst sprechen lassen?

Für die Mitglieder der konzerneigenen "Classic Malts" Serie bringt Diageo jährlich eine Destillers Edition auf den Markt, die sich in Qualität und Anspruch von den Standardabfüllungen der jeweiligen Destillerie abheben soll. Natürlich wird die Qualität der Spitzenprodukte nicht erreicht, aber zumindest dem Käufer der einfachen Abfüllungen soll ein gewisses Mehr angeboten werden. Die 2013er Version der Caol Ila Distillers Edition hatten wir in einem der ersten Tastings kennengelernt. Und offensichtlich war ich von dem Tropfen durchaus überzeugt, denn recht bald danach stand eine Flasche davon in meinem Regal - allerdings die 2014er Version. Nun endlich habe ich mir die Zeit genommen, diesen Whisky einmal formell zu verkosten. Mit 43% hat er eine Massenmarktstärke, mit einer Lagerperiode von 2002-2014 kommt er auf ungefähr 12 Jahre, einen Hinweis auf Färbung gibt es nicht (was aufgrund des Deklarationsgebotes im Umkehrschluss heißt, dass er nicht nachgefärbt ist). Zum Fasstyp ist auf der Flasche vermerkt: "Double Matured in Moscatel Cask Wood". Ob das nun heißt, dass er Reifung und Finish im selben Fasstyp erhalten hat, weiß ich nicht. Falls ja, wäre das eine ungewöhnliche Lagerung - ebenso wie die Moscatel Fässer. Moscatel ist ein Sherry, dessen Fässer eher selten zur Whiskyreifung eingesetzt werden. Aber wer weiß - die Fässer für die Whiskyindustrie werden immer knapper und teurer, da kommen vielleicht demnächst auch mehr Moscatel-Fässer zum Einsatz.

Colour: M7 (Safran)

Nose: Der erste Geruchseindruck: hier ist ein sehr milder Tropfen im Glas. Natürlich sind 43% weit weg vom oberen Ende der Skala, aber auch in dieser Klasse geht mehr. Mit etwas Geduld registriert man dann aber schon den Alkohol. Dazu, Hefe, Zitrusfrüchte und Sherry - das ist dann wohl Moscatel. Der Rauch, der natürlich ebenfalls vorhanden ist, kommt eher ölig rüber, nicht so hart und feurig wie bei anderen Islays.

Taste: Auch auf der Zunge ist der Caol Ila erstmal sehr weich und ausgeglichen, außerdem süß. Zitrusfrüchte, Sherry und Rauch kenne ich schon vom Geruch, neu sind Heu und medizinische Noten.

Heu, Sherry, medizinisch, Rauch, einfach, ausgeglichen

Finish: Der Abgang ist kurz und unspektakulär.

Tja, und nun? Diesen Whisky hatte ich vom Tasting deutlich spannender in Erinnerung. Jetzt erschien er mir einfach und eher arm an Geschmacksnoten. Was vorhanden ist, wirkt immerhin schön ausgeglichen. Ein bischen im Vordergrund steht öliger Rauch, den ich durchaus gerne mag. Aber in der Summe überzeugt der Caol Ila mich nicht wirklich. Vielleicht schaue ich mich bei Gelegenheit nochmal nach anderen Abfüllungen aus der Destillerie um.

Wertung:

Zur Destillerie gehts hier: Caol Ila

Tasting: Whiskydinner 2016

Whiskydinner 2016

Als erstes Tasting des Jahres hatte Malt'n'Taste zum schon traditionellen Whiskydinner geladen. In Zusammenarbeit mit dem Gasthaus Zur Linde wurde den Gästen eine exzellente Mischung aus (im besten Sinne) spannenden Whiskies und delikaten Speisen serviert, wie immer anregend und informativ moderiert vom Gastgeber und Veranstalter Michael.

Das Motto "Around The World" führte uns diesmal rund um den Globus. Vier Whiskies aus vier Ländern, jeweils begleitet von einem Gang des Menüs, der passend zu Land und Whisky ausgewählt war.

Vor dem eigentlichen Start aber gab es einen weiteren Whisky, sozusagen zum Aufwärmen. Da keiner der eigentlichen Menüwhiskies aus Schottland kam, diente der Auftaktwhisky auch ein bischen als Referenz, um den Vergleich mit einem Klassiker zu haben. Wer Michaels üblichem Rat folgte, sich von jedem Whisky etwas im Glas zu behalten, konnte immer wieder zu allen Whiskies zurückkehren, um diese mit den anderen zu vergleichen - und übrigens auch deren Entwicklung im Laufe des Abends zu beobachten, die durchaus beträchtlich sein kann.

Noch der übliche Hinweis, bevor ich auf die kulinarischen Genüsse im einzelnen eingehe: bei Tastings verzichte ich auf detaillierte Tasting Notes und genieße lieber die Gesellschaft, die Stimmung und - in diesem Fall - das Essen.

Schottland

Als Auftaktwhisky gab es einen Glen Grant 10 yrs mit 40%. Dieser Whisky kommt aus der Region Speyside, der Inbegriff des klassischen Single Malt, und der Geruch und Geschmack Bourbon, Holz, Vanille, fruchtige Noten, Haselnuss) bestätigen das.

Zur Destillerie gehts hier: Glen Grant

Deutschland

Zum ersten Gang blieben wir im Lande. Genauer gesagt im "Ländle". Es gab den Finch Barrel Proof mit 54%, einen Schwäbischen Highland Whisky aus Weizen. In Port- und Bourbonfässern gereift, hat er viel von beiden Hölzern abbekommen. Dazu kommt ganz zum Schluss auch etwas zum Vorschein, das ich nicht wirklich beschreiben kann, aber von anderen Grainwhiskies kenne: das "andere Geteride", eben mal nicht Gerste bzw. Malz. Der Finch ist sehr süß und so weich, dass man ihm die 54% kaum abnimmt. Die Überraschung des Abends.

Zur Destillerie gehts hier: Finch

Dazu der erste Gang des Menüs: Schwäbische Maultaschen mit Speck und Zwiebeln. Klassisch, bodenständig - und gut!

Schweiz

Auch bei unseren südlichen Nachbarn wird Single Malt Whisky gebrannt. Und obwohl meine bisher einzige Begegnung mit Säntis wenig erfolgreich verlaufen war (ich hatte eine "Dreifaltigkeits-Edition" probiert und konnte mich mit dem intensiven Geschmack von Räucherschinken so gar nicht anfreunden), war ich auf einen neuen Anlauf sehr gespannt, denn meine Erfahrung deckte sich so gar nicht mit dem, was ich von anderen über Säntis gehört hatte. Hier gab es einen Säntis Snow White III mit 48%, der fünf Jahre in sehr alten (bis 120 Jahre - Säntis ist ein Produkt einer Brauerei!) Bierfässern verbracht hat, bevor er für ein weiteres Jahr in Pflaumenschnapsfässern gelagert wurde und sein Vieille Prune (Alte Pflaume) Finish erhielt. Kein Wunder, dass man die Pflaumen schmeckt und riecht, und zwar in allerlei unterschiedlichen Noten: frische Pflaumen, getrocknete Pflaumen und auch Zwetschenstreusel. Außerdem liegt hinter allem schwach, aber unverkennbar ein Bieraroma.

Zur Destillerie gehts hier: Säntis

Dazu der zweite Gang des Menüs: Schweizer Käsesuppe garniert mit karamellisierten Apfelspalten. Schön cremig und aromatisch.

Kanada

Wer jenseits des großen Teiches von Whisky spricht, der meint meistens Bourbon, Grain oder Rye, hauptsächlich geprägt durch den US-amerikanischen Markt. Dass es auch anders geht, zeigt der Glen Breton 10 yrs aus der Destillerie Glenora. Seine 40% entsprechen dem unteren Ende der Stärkeskala, darunter ist die Bezeichnung "Whisky" (und auch "Whiskey") nicht mehr zulässig. Dennoch wird die große Masse, hauptsächlich Blends, klassischerweise mit dieser Stärke abgefüllt. Bei Single Malts hat sich mittlerweile ein bischen mehr Alkohol eingebürgert, aber dieser hier folgt dem alten Standard. Farblich ist er der hellste Whisky des Abends (außer dem Glen Grant? - da verlässt mich meine Erinnerung), und auch geschmacklich ist er der unauffälligste. Er entwickelt sich zwar mit der Zeit deutlich und zu seinem Vorteil weiter, aber er kommt nicht wirklich an die Kontrahenten heran. In der Gruppe wurde vermutet, dass ein paar Prozent mehr Alkohol ihm gut getan hätten. So bleibt wenig im Gedächtnis außer der ungewöhnlichen Herkunft und den vorherrschenden Apfelaromen und süßen Noten sowie einem Hauch Vanille. Zugegebenermaßen interessant: die Reifung hat in Eisweinfässern stattgefunden.

Zur Destillerie gehts hier: Glenora

Dazu der dritte Gang des Menüs: Tranchen vom Lachs auf Blattspinat mit Süßkartoffel Stampf. Diesmal trug für mich das Essen den Sieg davon. Der Lachs war exzellent, die Haut knusprig und voller aromatischer Gewürze, dazu die geschmackvolle Kombination mit Spinat und Süßkartoffen - sehr lecker!

Dänemark

Zum Abschluss der kulinarischen Reise ging es wieder zurück nach Europa. Diesmal machten wir Station im Norden, genauer: in Dänemark. Auch unser nördlicher Nachbar ist nicht gerade für seinen Whisky bekannt, aber auch hier gibt es ein kleines gallisches Dorf (im übertragenen Sinne), das gegen den Strom schwimmt - und das mit Erfolg! Wir hatten einen Braunstein Library 13:1, 5 Jahre alt (2008 - 2013) mit modernen 46%, der seine intensive Farbe und viele seiner Aromen in einem Oloroso Sherry Cask bekommen hat. Von diesem Schmuckstück gibt es 1000 Flaschen. Den Sherry riecht und schmeckt man natürlich intensiv. Dazu auch ein bischen Pflaume. Den in den Tasting Notes beschriebenen Tabakgeruch haben wir vermisst, aber als meine Frau den Tropfen, der ihr über die Hand gelaufen war, verrieben hatte, war der Tabakgeruch an der Hand unverkennbar. Das wollten andere (mich eingeschlossen) natürlich ebenso testen, und (fast) alle konnten den Effekt bestätigen. Beeindruckend. Und erstaunlich, wozu so ein bischen "kleckern" gut sein kann.

Zur Destillerie gehts hier: Braunstein

Dänisch gehört nicht zu Ihren Sprachen? Deutschsprachige Informationen finden sich beim Importeur Prowhisky

Dazu der vierte Gang des Menüs: Ofenfrische Dänische Zimtschnecke mit Vanilleeis. Ein Traum! Schon der kombinierte Geruch (Glas über den Teller, Nase übers Glas) war umwerfend. Und dann erst auf der Zunge. Beim vierten Gang war alles so wie es sein sollte: klasse Whisky, klasse Essen, und in der Kombination fahren die beiden ihre Stärken erst richtig auf. Ganz klarer Sieg für - den Genießer!

Am Ende des Berichts möchte ich noch mal auf das Motte des Abends zurückkommen. Bei "Around The World" hätte man vielleicht auch fernöstliche Whiskies (Japan, Taiwan) erwartet oder eine gleichmäßigere Verteilung über den Erdball. Für meinen Geschmack ist es spannender, wenn das Bewusstsein für Whiskies über Schottland hinaus geöffnet wird, und das ist mit der Zusammenstellung des Abends hervorragend gelungen, auch wenn die Herkunftsverteilung vielleicht nicht so groß war.

Am Ende der Abends stand für meine Frau und mich dann noch ein Heimweg der besonderen Art: bei einem klassischen Eisregen war die Straße so glatt, dass sich der Heimweg (zu Fuß bergauf!) ziemlich schwierig gestaltete. Wären wir auf den Wetterumschwung nicht vorbereitet gewesen (mit Teppichresten und Klebeband kann man hervorragende Anti-Rutsch-Sandalen basteln), wären wir wohl nicht so einfach nach Hause gekommen. Ich hoffe, dass auch alle anderen Gäste, Gastgeber und Helfer heil nach Hause gekommen sind.

Und das Fazit? Wir freuen uns jetzt schon auf das Whiskydinner 2017. Muss ich mehr sagen?

Zur Tasting-Webseite gehts hier: malt'n'taste

Highland Park Dark Origins

Highland Park Dark Origins

Highland Park ist einer der beliebtesten und erfolgreichsten schottischen Whiskies. Trotz des recht abgelegenen Standortes der Destillerie auf den Orkneys wurden 2014 etwa 1,5 Millionen Flaschen verkauft. Den Transport von Waren und Material in beide Richtungen stelle ich mir ganz schön aufwändig vor.

Wer einen Highland Park im Glas hat, der genießt einen weichen, runden Whisky, der häufig Schokoladenaromen mitbringt und der eher an die komplexen und ausgewogenen Vertreter der Speyside erinnert als an die rauhen Gesellen von der Westküste, insbesondere von Islay. Rauch und Torf halten sich meist stark zurück. Dabei arbeitet die Destillerie durchaus mit Torf, und der Phenolgehalt (ein Maß für die Stärke der Torfung) ist mit 30-40 ppm in der selbst gemälzten Gerste, die etwa 30% eines Batches ausmacht, gar nicht mal so niedrig. Weniger als bei den klassischen Islay-Vertretern oder gar einem Octomore, aber doch nicht so wenig, wie es der Unterschied im Geschmack vermuten lässt.

Woher kommt also der signifikante Unterschied in der Rauchigkeit. Sicher spielen mehrere Fakoren eine Rolle. Beispielsweise wirkt sich die äußere Form der Brennblasen stark darauf aus, welche Moleküle bei der Verdampfung mit "über die Kante" gezogen werden und welche zurück in die Brennblase fließen (oder besser fallen?) Im Fall von Highland Park gibt es allerdings einen weiteren interessanten Einflussfaktor, nämlich die Vegetation, aus der der Torf entstanden ist. Islay ist zwar nicht gerade als Waldinsel bekannt, aber die Vegetation ist doch üppiger als - eben: auf den Orkneys. Der karge Boden im Norden erzeugt einen ganz anderen Torf, der dem Geschmack der Highland Park Whiskies süße Heidearomen hinzufügt, während der Torf auf Islay eher für medizinische Noten oder Seetang verantwortlich zeichnet.

Der Highland Park Dark Origins, den ich im Glas hatte, ist keines der wirklichen Spitzenprodukte der Destillerie. Aber er ist ein angenehmer Dram, der am Abend eines anstrengenden Tages nicht unwesentlich zur Entspannung beitragen kann. Seine 46,8% lassen sich mit Wasser durchaus noch verdünnen, was er aber meiner Ansicht nach nicht nötig hat. Nicht kühlgefiltert, nicht gefärbt (jedenfalls kein anderslautender Hinweis) und keine Altersangabe. Laut dem Malt Whisky Yearbook 2016 (das ich übrigens wieder mal gerne jedem empfehle, der etwas mehr über die Destillerien erfahren will), geht man aber von 11 - 15 Jahren für die verschiedenen Bestandteile aus. Gelegen hat der Whisky in "Double First Fill Sherry Casks".

Colour: M9 (Terracotta)

Nose: In der Nase wirkt der Dark Origins im ersten Moment mild, ein wenig chemisch, und auch der (zu erwartende) Sherry macht sich sofort bemerkbar. Bei näherem "Hinriechen"dann finde ich Apfel, Zitrusfrüchte, getrocknete Früchte, dunkle Schokolade und eine Idee von Rotwein (oder ist das auch der Sherry?)

Taste: Auch auf der Zunge ist der Whisky weich, ausgeglichen und süß. Apfel, Zitrusfrüchte, dunkle Schokolade und Sherry sind immer noch da, dazu kommen Honig und ein Anflug von Cognac und Honig. Nach hinter heraus schmeckt er dann doch noch ganz schön kräftig, bleibt aber sehr ausgeglichen.

Finish: Das Finish ist mittellang, trägt aber die Wärme sehr angenehm in die Atemluft.

Der Dark Origins ist ein sehr schöner und runder Whisky, den ich bedenkenlos einem Whiskyeinsteiger zu kosten geben würde.

Wertung:

Zur Destillerie gehts hier: Highland Park

Whisky ist ein alkoholisches Getränk. Gehen Sie verantwortungsbewußt damit um. Genießen Sie Qualität in kleinen Mengen. Gefährden Sie nicht Ihre Gesundheit.

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